Normalerweise lese ich am liebsten zuhause am Esstisch. „Sich verlieben hilft“ von David Wagner allerdings, dieses kleine, handliche, rote Büchlein mit seinem wahnsinnig hübsches Geplauder über Literatur, Bücher und sonstige Leidenschaften, habe ich am liebste in einem Café in der Öffentlichkeit gelesen, dahin schien dieser schlaue und polyglotte Großstadttext am besten zu passen.

Jetzt bin ich am Ende angelangt und es passiert, was mir immer passiert, wenn ich aus einem schönen Text wieder auftauchen muss: Ich fühle mich allein gelassen.

Das ist das Vertrackte an Autoren: Da plaudern sie mit Dir, Ihr teilt schlaue Dinge miteinander, Du fühlst dich verstanden, einbezogen, gefragt, du teilst den Whisky mit ihnen, wenn es gut läuft zwischen euch, fühlst Du Dich einmal im Leben ganz und gar verstanden und dann das:

Anders als Freunde, die nach einer durchphilosophierten Nacht nachhause fahren, um ein paar Wochen oder Tage oder Monate später wiederzukommen, die Dich anrufen oder Dir eine Mail schreiben oder möglicherweise sogar einen Brief, anders als diese realen Menschen in Deinem Leben, verschwinden Autoren und lassen dich mit dem Nachhall des Geplauders alleine.

Das ist gemein! Ich hätte doch noch so gerne weiter getratscht, gelauscht, gefragt. Was hätte es noch alles für Bücher gegeben, über die wir hätte reden können. Und über all die wunderbaren Serien, die nicht im Buch vorkommen. Außerdem das Schreiben über das Schreiben. Wie die polnische Kunsthistorikerin in Gummistiefeln zusammen mit dem Autor durch das Hochwasser in Venedig stapft und sich von ihm erklären lässt, wie man eine Kurzgeschichte zu Papier bringt, ist eine meiner Lieblingsstellen überhaupt.

Aber nein, es ist vorbei. Die Worte sind gesagt, die Anekdoten erzählt, das war’s.

Da hilft alles nichts, ich muss es wagen. Ich muss es einfach noch mal von vorne lesen.

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