Auf der Liste meiner zehn Lieblingsbücher steht seit fast zwei Jahrzehnten unverrückbar ein Krimi, den ich nicht müde werde, den Menschen um mich herum ans Herz legen zu wollen. Das Buch heißt „Miss Lizzie“ und ist von dem amerikanischen Krimiautor Walter Satterthwait.

Die Hauptfigur ist die historisch verbürgte Lizzie Borden, eine Art makaberer Berühmtheit, die verdächtig war, ihre Eltern mit einem Beil umgebracht zu haben. Zwar wurde sie von den Geschworenen für nicht schuldig erklärt, aber üblicherweise halten sich die Leute von ihr fern.

Die Geschichte beginnt 1920, das Gerichtsurteil liegt bereits 30 Jahre zurück, Lizzie Borden lebt zurückgezogen in einem kleinen Haus am Meer, als unsere dreizehnjährige Heldin Amanda, die ihre Sommerferien an der See verbringt, buchstäblich in die ältere Dame hineinstolpert. Amanda ist neugierig, kess und liberal erzogen, sodass sie nicht wirklich erschrickt, als sie Lizzie Borden erkennt, sondern sich vielmehr sonderbar hingezogen fühlt zu der netten alten Dame, die sie sogleich auf einen Tee zu sich nach Hause einlädt.

Das könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein, aber dann passiert völlig unerwartet ein Mord. Und nicht nur das, er wird, grausam genug, auch noch mit einem Beil ausgeführt.
Hat Lizzie Borden, die Axtmörderin, erneut zugeschlagen? Sollte sich Amanda in ihrer neuen Freundin wirklich derart getäuscht haben?

Wie soll ich erklären, dass für mich ausgerechnet dieser Krimi zu dem Lesenswertesten gehört, was das Krimigenre je hervorgebracht hat? Ja gewiss, er ist spannend und er ist von einer eleganten Zeitlosigkeit. Aber wie diesen Ton einfangen, diesen Witz, diese Poesie und diese Melancholie? Warum lese ich dieses Buch seit Jahren immer wieder, wie man eine gute Flasche Wein aufmacht?

Und warum habe ich, während ich diese Rezension schreibe, natürlich wieder einmal einen Blick hinein geworfen und bin, ohne es zu merken, bereits auf Seite 50 gelandet? Ich weiß es nicht. Vielleicht erklären Sie es mir?

 

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